Geschichte der Adolphsburg

Die am Ortseingang von Oberhundem gelegene Wasserburg im schönen Sauerland versetzt den Betrachter in längst vergessene Zeiten zurück. Die prächtige Burganlage umgeben von Wassergräben und gepflegten Gartenanlagen blickt nunmehr auf eine fast 350jährige Geschichte zurück. Wenn diese Mauern sprechen könnten….

Unser Ort wurde über Jahrhunderte durch die Herrschaft derer von Fürstenberg geprägt. Kaspar von Fürstenberg wurde 1570 zum Erbdrosten des Amtes Bilstein ernannt. Seitdem haben die Fürstenbergs die Verwaltung unserer Heimat ununterbrochen bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts ausgeübt. So lag es nahe, dass der Paderborner Dompropst Johann Adolph von Fürstenberg (1630 – 1704) als Alterssitz und für Stunden der Erholung einen Platz im Bilsteiner Amt suchte, der inmitten fürstenbergischen Besitztümern lag.

Blick in den Ehrenhof mit Herrenhaus und Uhrenturm

Johann Adolph von Fürstenberg war einer der bedeutendsten Mitglieder der Familie von Fürstenberg. Er war Kämmerer der Fürstbistümer Hildesheim, Münster und Paderborn sowie Droste die Ämter Bilstein, Fredeburg und Waldenburg. Volkstümlichen Ruhm erwarb er sich als Diplomat am kaiserlichen Hof des Deutschen Reiches in Wien. Dort verhinderte er 1677 durch „Handsalben“, also durch Bestechung, die Einquartierung der kaiserlichen Truppen im Herzogtum Westfalen. Das erwähnte Bestechungsmittel Johann Adolphs waren übrigens 100 westfälische Schinken.

 

Ölgemälde aus dem Jahr 1666

Nachdem er dem Dorf Oberhundem in einem Prozess erfolgreich geholfen hatte, erhielt er das Einverständnis, hier ausreichend Land zum Schlossbau erwerben zu dürfen. Hier fand er auch die von ihm geliebten reichen Jagdgründe. Im Jahr 1672 nutzte er die Gunst der Stunde und kaufte der hoch verschuldeten Familie von und zu Bruch ihr adliges Gut „Auf der Borch“ bei Oberhundem ab. Die Familie von Bruch hatte Schulden in Höhe von 18.000 Reichsthalern angehäuft. Das entsprach einem Gegenwert von 120 kleinen Bauernhäusern mit rund 20 Morgen Land. Kurz darauf kaufte Johann Adolph weitere Güter in und um Oberhundem herum, denn auf den umgebenden Ländereien musste die tägliche Nahrung für alle Bewohner des Schlosses gewonnen werden. So kaufte Johann Adolph von den ortsansässigen Bauern Ländereien zu, bis schließlich eine Größe von gut 3.200 Morgen zum Gut Adolphsburg gehörte.

Johann Adolph Freiherr von Fürstenberg (1631-1704)

Johann Adolph beschäftigte 35 Angestellte auf seinem Gut, darunter 2 Köche, 3 Küchenmägde, 1 Küchenmädchen, 4 Mägde, 2 Viehmädchen, 2 Gärtner, 1 Bäcker, 1 Kutscher, 2 Vorreiter, 3 Jäger, 1 Schmied, 1 Baumeister, 1 Zimmermeister, 7 Knechte, 1 Schweinehirt, 1 Rinderhirt, 1 Schafhirt und nicht zu vergessen 1 Pförtner.

Im Jahre 1673 begannen die Bauarbeiten und nur 4 Jahre später war das Herrenhaus des Schlosses vollendet. Im Jahre 1681 erklang der letzte Hammerschlag an den beiden Flügeln. Das „Völlig adelige Gut“, welches auch in die Matrikel der westfälischen Rittersitze eingetragen ist, wurde aus rotem Porphyr und rotem Sand der nahe gelegenen Steinbrüchen errichtet. Die starken Eichen der umliegenden Wälder bildeten das Material der als genial zu bezeichnenden Dachkonstruktion. Der Weitgereiste Bauherr Johann Adolph beschäftigte hier die besten westfälischen Künstler: Architekt war vermutlich der Mönch Ambrosius von Oelde, die Sandsteinkamine stammten vom Bildhauer Johann Mauritz Gröninger und aus der Schnitz- und Bildhauerwerkstatt der Gebrüder Sasse aus Attendorn stammte die kunstvolle Inneneinrichtung. Der Bauherr selbst lebte bis zu seinem Tode im Jahr 1704 in dem nach ihm benannten Jagdschloss.

Südansicht der Burganlage 1693

Erst 1758 erwählte wieder ein Fürstenberger das Schloss zu seinem Hauptsitz, Clemens Lothar von Fürstenberg (1725-1791). Er wurde durch seine Büchersammlung berühmt, die etwa 35.000 Bände umfasste und zu den bedeutendsten Adelsbibliotheken Westfalens zählte. Leider ging ein Großteil dieser Sammlung bei der Bombardierung Paderborns im Zweiten Weltkrieg verloren. Namhaft wurde Clemens Lothar durch seine Marotten. „Seine“ Bauern soll er ebenso reichlich verdroschen haben, wie er sie auch überreich mit Golddukaten belohnte. Seine Sammlerleidenschaft führte jedenfalls dazu, dass er sein Eigentum vernachlässigte. So sollen ihm dann seine Bediensteten sehr viel Wertvolles aus dem Schloss gestohlen haben. Clemens Lothar wurde schließlich durch seinen Sohn von der Adolphsburg geholt. Es geht die Sage, die vermissten goldenen Bestecke und Teller seien noch heute irgendwo im Schloss vergraben.

Clemens Lothar von Fürstenberg (1725-1791)
Friedrich Leopold von Fürstenberg (1766-1835)

Der Sohn des Bücherwurms wurde dann der dritte und letzte Fürstenberger Bewohner der Adolphsburg. 1819 bis 1835 betrieb Friedrich Leopold von Fürstenberg (1766-1835) hier mit Fleiß und Erfolg Landwirtschaft und Viehzucht. Mehr als 400 Schafe, 220 Schweine und 180 Rinder gehörten zum landwirtschaftlichen Betrieb des Fürstenbergers. Sein Grab liegt vor der Dorfkirche in Oberhundem, von wo man direkt auf das Schloss und anscheinend in den Rittersaal blicken kann.

Verheerend für den Bestand der Adolphsburg war der große Brand am 5. November 1901, der rund ein Drittel der alten Bausubstanz zerstörte. Das Feuer brach in dem reichlich mit Stroh und Heu gefüllten Tummelhaus aus. Das Tummelhaus und das Försterhaus, welches gegenüber dem Torhause stand, wurden vollständig zerstört.

Bis 1919 wurde das Schloss nur für gelegentliche Jagdaufenthalte genutzt. Große Teile der prachtvollen Ausstattung, wie Türen und die vergoldeten Ledertapeten aus dem Rittersaal, wurden 1905 beim Umbau des Fürstenbergischen Schlosses in Arnsberg-Herdringen verwendet. 1919 zogen die holländischen „Patres von der Heiligen Familie“ in das Schloss und gründeten dort ihre Missionsschule „Sancta Maria“. Sie unterzogen die Burg einer umfangreichen Umbau- und Sanierungsmaßnahme. Unter anderem erbauten sie aus den Resten des 1901 abgebrannten nördlichen Försterhauses und des Tummelhauses ein neues Haus direkt an der Stützmauer, welches lange als Druckereigebäude des Sendboten diente.

Die Vorburg nach dem Brand vom 5. November 1901

Die Jahre nach dem Auszug des Klosters im Jahr 1958 waren sicherlich die verhängnisvollsten Jahre für die Adolphsburg. Die gepflegten barocken Gartenanlagen gingen verloren und die reiche Einrichtung wurde in vielen Teilen die Beute von Antiquitätenjägern.
Vor dem völligen Verfall gerettet wurde die Adolphsburg 1984, als sie schließlich in Eigentumswohnungen unterteilt und im Äußeren wieder in den Fürstenbergischen Wappenfarben Rot und Gelb restauriert wurde. Auch die Wassergräben wurden wiederhergestellt. Obwohl die Aufteilung der großzügigen Säale in zahlreiche kleine Wohneinheiten viele Probleme mit sich brachte, gilt die Adolphsburg heute wieder als eine der schönsten Wasserburgen in Westfalen.